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Die 9 häufigsten Greifvögel der Schweiz

Greifvögel sind in der Schweiz fast überall anzutreffen. Ob mitten in der Stadt oder hoch im alpinen Gebirge, die grossen Vögel haben sie in der Schweiz an vielen Orten niedergelassen. Der sehr variablen Schweizer Landschaft entsprechend ist auch die Artenvielfalt relativ hoch. In diesem Artikel stelle ich dir die 9 häufigsten Greifvögel der Schweiz vor und zeige, wie du diese sicher bestimmen kannst.

Turmfalke

Der Turmfalke ist der am weitest verbreiteten Greifvogel der Schweiz. In Zahlen ist er der zweithäufigste Greifvogel nach dem Mäusebussard. Der Turmfalke ernährt sich hauptsächlich von kleinen Säugetieren wie Mäusen. Dabei wenden sie eine einzigartige Jagdtechnik an, das Rütteln. Scheinbar mühelos stehen die Vögel in der Luft an einer Stelle und suchen den Boden nach potenzieller Beute ab. Entdecken die Vögel eine Maus ziehen sie ihre Flügel zusammen und stürzen sich aus grosser Höhe punktgenau auf die Beute.

Im Mittelland ist der Turmfalke häufig in Scheunen und auf Bauernhöfen anzutreffen. In sein natürliches Habitat nutzt der Vogel Felsennischen zur Jungenaufzucht. Der Bestand wird in der Schweiz auf 5’000-7'500 Paare geschätzt.

Bestimmung

Mit einer Länge zwischen 32-35 cm und einer Spannweite von 71-80 cm sind Turmfalken eher kleine Greifvögel. Das Männchen hat einen grauen Kopf und einen rost-braunen und schwarz gepunkteten Rücken und Mantel. Die Brust ist etwas heller und nur leicht beige mit einer schwarzen Strichelung. Die Füsse des Turmfalken sind knallgelb.

Das Weibchen besitzt keinen grauen Kopf und etwas einheitlicher braun-beige gefärbt. Zudem ist das Weibchen im Vergleich etwas grösser.

Bestimmung im Flug

Im Flug fällt der Turmfalke auf den ersten Blick wegen seiner geringen Grösse auf. Ein weiteres gutes Merkmal sind die relativ schmalen und spitzen Flügel, die an der Vorderkante ein starker Winkel vorweisen. Männliche Turmfalken haben auf der Unterseite schwarze Schwanzspitzen. Das Weibchen hat hingegen die gesamten Schwanzfedern gebändert. Bei sehr guten Beobachtungsbedingungen lässt sich auch der graue Kopf erahnen.

Sperber

Der Sperber ist ein wahrer Flugakrobatiker. Seine Jagdtechnik beruht auf dem Überraschungseffekt, indem er in hohem Tempo durch noch so kleine Lücken in der Vegetation um einen unaufmerksamen Vogel zu erwischen. So schnell wie ein Sperber manchmal auftaucht ist er auch wieder im Dickicht verschwunden.

Der Sperber kommt in der Schweiz hauptsächlich in Wäldern und im Siedlungsgebiet vor. Der Bestand wird auf gut 3’500-6'000 Brutpaare geschätzt. Damit ist er gar nicht viel seltener als der Turmfalke.

Bestimmung

Mit einer Länge von 28-38 cm und einer Spannweite von 58-80 cm ähneln sich die beiden Arten grössentechnisch doch recht stark. Die grosse intraspezifische Variabilität hängt hauptsächlich von den grossen Unterschieden zwischen Männchen und Weibchen ab. Die Weibchen sind nämlich in der Regel um einiges grösser.

Das Männchen zeichnet sich durch orange Augen, einer orange-weiss gestreiften Brust und einen grauen Mantel aus. Die Füsse sind vergleichsweise mit dem der Turmfalken relativ lang.

Das Weibchen ist weniger farbig gefärbt. Sie besitzen eine eher gelbliche Iris, und sind generell etwas weniger auffällig gefärbt. Dazu gehört eine braun-weiss-gestrichelte Brust und ein grau-brauner Mantel und Kopf.

Bestimmung im Flug

Die Unterscheidung zwischen Sperber und Turmfalke ist nicht immer ganz einfach. Um die beiden auseinanderhalten zu können, bedarf es doch einiges an Erfahrung und schlechte Lichtverhältnisse können das Ganze nochmals um einiges schwieriger gestalten. Die beiden Arten zu bestimmen, erfolgt oft einfach anhand der Gesamteindrücke. Folgende Merkmale können bei der Bestimmung helfen:

Im Vergleich zum Turmfalken haben Sperber deutlich breitere Flügel. Weiter fehlt auch der markante Knick am Vorderende des Flügels.  Achtung, das kommt etwas auf die Haltung des Vogels darauf an! Weiter sind auch die Schwanzfederspitzen der Primaries recht rund und sorgen dafür, dass auch die Flügelspitzen recht breit wirken.

Rotmilan

Mit einer Spannweite zwischen 140-165 cm gehört der Rotmilan zu den grössten einheimischen Greifvögeln der Schweiz. Nur der Steinadler und der Bartgeier sind nochmals um einiges grösser. In der Schweiz ist der Rotmilan hauptsächlich im Kulturland anzutreffen. Anders als in vielen anderen Ländern Europas hat der Bestand in den letzten 30 Jahren stark zugenommen. So wird der Bestand im Moment auf 2’800-3'500 Paare geschätzt – Tendenz steigend. Im Winter ziehen Rotmilane teilweise weiter in den Süden oder sie bleiben ganzjährig im Brutgebiet.

Bestimmung

Der Rotmilan ist hauptsächlich rötlich-braun gefärbt. Die Flügeldecken sind meist etwas heller als der restliche Körper. Weiter ist der Vogel auch gesamthaft leicht gestrichelt. Einzig der Kopf ist heller und meist grau.

Bestimmung im Flug

Im Flug macht der Rotmilan einen recht gepflegten Eindruck. Die Zeichnung ist meist recht klar und die Federn deutlich besser geordnet als das zum Beispiel bei einem Steinadler der Fall wäre. Aufgrund Grösse und Form kann der Rotmilan eigentlich nur mit dem Schwarzmilan verwechselt werden. In der Regel sind die weissen Flügelfelder in der Regel sehr gut zu sehen und ein eindeutiges Merkmal für den Rotmilan. Zudem ist der Schwanz beim Rotmilan meist konkav gefächert, während das Schwanzende bei Schwarzmilan eher gerade ausfällt. Dies kann aber je nach Haltung des Vogels auch etwas täuschen und ist deshalb nicht so ein gutes Merkmal wie das weisse Flügelfeld.

Schwarzmilan

Der Schwarzmilan ist etwas kleiner als sein grosser Bruder. Als Langstreckenzieher unterscheidet sich der Vogel auch stark in seinem Zugverhalten vom Rotmilan. So überwintert der Schwarzmilan in der Regel südlich der Sahara. In seine Brutgebiet ist der Schwarzmilan hauptsächlich in der Nähe von Gewässern und im Kulturland anzutreffen. Der Bestand wird auf ca. 2'000 bis 3'000 Brutpaare geschätzt.

Bestimmung

Vom Aussehen her sind sich die beiden Milane recht ähnlich. Grundsätzlich ist der Schwarzmilan etwas dunkelbrauner gefärbt und weniger kontrastreich gemustert. Weiter ist der Kopf ebenfalls etwas dunkler und brauner. Mit einer Länge von 55-60 cm und einer Spannweite zwischen 130-155 cm ist der Schwarzmilan zwar doch um einiges kleiner als der Rotmilan, im Feld sind die Grössenunterschiede aber doch sehr gering um dies als Bestimmungsmerkmal benutzen zu können.

Bestimmung im Flug

Auch im Flug sind sich die beiden Milane recht ähnlich. Wie schon beim Rotmilan erwähnt, gibt es zwei Merkmale, in denen sich die beiden aber unterscheiden. Zum einen besitzt der Schwarzmilan kein weisses Flügelfeld auf der Flügelunterseite. Zum anderen ist das Schwanzende recht gerade, während der Schwanz beim Rotmilan konkav gefächert ist.

Rohrweihe

Die Rohrweihe ist in der Schweiz als Brutvogel sehr selten im Mittelland anzutreffen. Als Kurz- und Langstreckenzieher überwintert die Rohrweihe zumindest teilweise südlich der Sahara. Während den Zugzeiten ist der Vogel auch in der Schweiz recht häufig zu sehen. Ihr Habitat beinhaltet neben Verlandungs- und Schilfzonen auch Kulturlandschaften wie Getreidefelder.

Bestimmung

Rohrweihe haben einen braunen Körper mit einem meist etwas helleren Kopf. Zudem besitzen sie eine leuchtend gelbe Iris. Sitzend haben Rohrweihen einen relativ langen Hals und einen eher kleinen Kopf.

Bestimmung im Flug

Weihen geben generell ein recht spezielles Flugbild ab. Im Vergleich zu anderen Greifvogelarten, flattern die Vögel nämlich viel stärker und öfters. Rohrweihen-Männchen haben eine braune Körperunterseite (vor allem der unteren Körperhälfte) und helle bis weisse Flügel. Die äussersten Handschwingen sind schwarz oder zumindest gegen das Ende hin schwarz. Weibchen sind hingegen am ganzen Körper braun gefärbt besitzen aber einen hellen Kopf.

Mäusebussard

Der Mäusebussard ist mit 15’000-20'000 Brutpaaren der häufigste Greifvogel in der Schweiz. Er ist sowohl im Kulturland wie auch in Wäldern anzutreffen wo er Jagd auf verschiedenste Kleinsäuger macht. Paare bleiben oftmals ein Leben lang zusammen, wobei Mäusebussarde bis zu 28 Jahre alt werden können. Mäusebussarde bauen einen Horst, gut versteckt in der Baumkrone.

Bestimmung

Der Mäusebussard hat einen für Greifvögel typischen Körperbau. Die durchschnittliche Länge beträgt zwischen 50 und 57 cm, die Spannweite zwischen 113 und 128 cm. Das Gefieder ist je nach Alter und Unterart sehr variabel- In der Regel sind sie aber hauptsächlich dunkelbraun gefärbt mit verschieden grossen weissen Musterungen. Männchen und Weibchen können bei den Mäusebussarden nur schwer unterschieden werden.

Junge Mäusebussarde besitzen teilweise Gefieder mit sehr hohen Weissanteilen.

Bestimmung im Flug

Mäusebussarde unterscheiden sich von der Flugsilhouette stark von ähnlich grossen Vögeln wie dem Rot- und Schwarzmilan. Und zwar ist die vordere Flügelkante durchgängig recht gerade. Die hintere Kante ist eher etwas nach aussen hin durchgebogen. Generell machen die Flügel einen recht rundlichen Eindruck. Weitere wichtige Merkmale sind die meist rundlich gefächerten Schwanzfedern und der dunkle Flügelrand. Für die Unterscheidung des Mäusebussards vom selteneren Wespenbussard ist das weisse Brustband ein gutes Merkmal. Dieses zeigt nämlich nur der Mäusebussard, wenn auch nicht immer ganz so deutlich.

Steinadler

Mit einer Spannweite von 220 cm gehört der Steinadler zu den grössten Greifvögeln der Schweiz. Da sich Bart- und Gänsegeier von Aas ernähren, ist der Steinadler der grösste, aktiv jagende Greifvogel der Schweiz. Sein Verbreitungsgebiet beschränkt sich in der Schweiz fast ausschliesslich auf die Alpen. Vereinzelt brütet der «König der Lüfte» aber auch im Jura. Steinadlerpaare bleiben meist ein Leben lang zusammen. Die Paare bleiben das ganze Jahr über in ihrem Revier und sind deshalb im Winter häufig auch von der Skipiste zu beobachten. In der Schweiz wird der Bestand auf rund 350 bis 360 Brutpaare geschätzt.

Bestimmung

Der Steinadler ist schon aufgrund seiner schieren Grösse recht leicht zu bestimmen. Das Gefieder ist ziemlich einheitlich braun oder dunkelbraun mit einigen weissen «Flecken» besonders an der Brust.  Der Kopf ist manchmal etwas heller braun gefärbt und neben einem typischen Adlerschnabel besitzt der Vogel eine hellbraune Iris.

Bestimmung im Flug

Im Flug ist auch auf grosse Distanz die Grösse recht auffällig. Von weitem erscheint der Vogel als grosses Brett mit einem recht kleinen restlichen Körper. Weiter sind die Flügelränder und die Zeichnung der Unterseite recht durcheinander und machen einen recht ungepflegten Eindruck.

Im Jugendkleid besitzen die Vögel ein grosses weisses Flügelfeld.

Bartgeier

Mit einer Spannweite von bis zu 2.8 m ist der Bartgeier der grösste einheimische Greifvogel in der Schweiz. Nur der Mönchsgeier, der in den letzten Jahren im Sommer immer häufiger anzutreffen ist, kann noch grössere Spannweiten erreichen. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Bartgeier in den Schweizer Alpen vollständig ausgerottet. Ein aufwendiges internationales Wiederansiedlungsprojekt scheint Früchte zu tragen und der Bartgeier ist in der Schweiz wieder ein regelmässiger aber noch immer recht seltener Brutvogel. So betrug der Bestand im Jahr 2021 24 Paare.

Als Geier ernährt er sich ausschliesslich von Aas und insbesondere von Knochen, welche er oft aus grossen Höhen auf Felsen fallen lässt. Dadurch zersplittern die Knochen und der Bartgeier kann die Knochen so besser schlucken.

Bestimmung

Der Bartgeier ist praktisch unverwechselbar mit einem hellen, rostbraunen Kopf, seinem namensgebenden Federbüschel unter dem Schnabel und dem weissen Auge mit einem roten Lidring. Brust und Bauch sind ebenfalls weiss-bräunlich gefärbt. Die Flügel sind grauschwarz gefärbt und besitzen eine schöne Musterung.

Bestimmung im Flug

Auch im Flug ist der Bartgeier recht einfach zu Bestimmen. Der helle leicht rost-bräunliche Körper ist auch bei schlechten Lichtverhältnissen gut zu erkennen. Die grauen Flügelunterseiten sind relativ gut geordnet und machen im Vergleich zu einem Steinadler einen recht gepflegten Eindruck.

Bis die Vögel ihr adultes Gefieder ausbilden vergehen mehrere Jahre und Gefiederbilder. Als Jungvögel besitzen Bartgeier einen schwarzen Kopf und ein graues, leicht bräunliches Gefieder. Dieses wird nach und nach zum adulten Gefieder umgemausert.

Gänsegeier

Der Gänsegeier ist erst seit wenigen Jahren immer häufiger in der Schweiz anzutreffen. So verbringen seit wenigen Jahren grössere Trupps den Sommer in den Schweizer Alpen. Die Vögel stammen aus Wiederansiedlungsprojekten aus Frankreich. Bisher wurden aber noch keine Brutversuche in der Schweiz nachgewiesen.

Mit bis zu 11 kg sind die Vögel in ungefähr so schwer wie ein Höckerschwan. Auch die Flügelspannweiten der beiden Arten sind ähnlich. Doch ihre Flugfähigkeiten könnten nicht unterschiedlicher sein. So können Gänsegeier zig Kilometer und Höhenmeter hinter sich bringen, ohne einmal die Flügel schlagen zu müssen.

Bestimmung

Gänsegeier haben einen hellen kahlen Kopf und Hals. Ein grosser Federbüschel am Halsansatz schützt den restlichen Körper vor Verschmutzung, wenn die Geier den Kopf in ein totes Tier strecken. Bei jungen Gänsegeiern ist der Halskranz noch braun gefärbt, bei Altvögeln hingegen weiss. Der restliche Körper ist braun-beige gefärbt. Die Hand- und Armschwingen sind schwarz.

Bestimmung im Flug

Im Flug sind Gänsegeier anhand ihrer Form und dem Flugverhalten recht gut zu bestimmen. Von weite erschein die Vögel als ein einziges breites und langes Brett mit einem sehr kleinen Kopf und Schwanz. Zudem ziehen die Vögel meist ohne einzigen Flügelschlag und in Trupps den Bergkuppen entlang.

*Die Schätzungen der Brut entsprechen den Daten der Vogelwarte Sempach

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Nicolas Stettler

Weyernweg 27

2560 Nidau

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4.10.2023

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