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Testbericht: Das Nikon 500mm f/4 FL ED VR im Test

Kürzlich erfüllte ich mir einen lang gehegten Traum vom Kauf eines besseren Teleobjektivs. Mittlerweile habe ich das Objektiv schon seit über 3 Monaten und es wird Zeit, das Objektiv einmal zu ‘reviewen’.

Das Nikon 500mm f/ 4 FL ED ist ein Objektiv der Spitzenklasse. Mit einer maximalen Blendenöffnung von f/ 4 ist es enorm lichtstark und trotzdem enorm scharf. Neben zahlreichen optischen Verbesserungen ist es es dank neuen Fluorit-Linsen auch deutlich leichter als sein Vorgänger-Modell. Doch ist es denn wirklich sein Geld wert?

Wie und wo ich das Objektiv gekauft habe

Ursprünglich hatte ich eigentlich vor, ein gebrauchtes Nikon 500mm f/4 G zu kaufen. Dabei handelt es sich um die zweitneuste Version. Als das Objektiv schließlich mit der Post eintraf, machte der Autofokus einige sehr seltsame Geräusche. Weil die Linse wahrscheinlich länger nicht benutzt wurde waren die Kontaktstellen des Silent-Wave-Motors wahrscheinlich leicht korrodiert. Allerdings könnte das Objektiv aber auch während des Transports beschädigt worden sein. So oder so, das Geräusch wäre vielleicht mit der Zeit verschwunden. Dabei hätte ich aber auch die endgültige Beschädigung des AF’s riskiert. Die Reparatur hätte viel Geld gekostet, da die Garantie bereits ausgelaufen war.

Als ich mich mit dem Händler in Verbindung setzte, teilte er mir mit, dass er auch die neuere Version, die E-Version des Objektivs, gerade zum Verkauf anbot. Die neuere Version war sogar noch etwas teurer. Da ich aber für eine Reparatur des älteren Objektivs vielleicht den gleichen Betrag hätte zahlen müssen, entschied ich mich schließlich für den Kauf der neueren Version.

Die Linse wies diesmal keinerlei Mängel auf. Das Objektiv wurde zusammen mit einem soliden Koffer, einem Trageriemen und einem ‘Lenscoat’ geliefert. Dieser war jedoch nicht von Lenscoat, sondern von Rolanpro. Dieser hat zwar einige grosse Vorteile gegenüber dem Lenscoat, aber auch einige bedeutende Nachteile.

Das Nikon 500mm f/ 4 FL ED im Test

AF-Feinabstimmung

Wie bei allen neuen Objektiven musste als erstes eine Feinabstimmung des AF vorgenommen werden. Während die D850 dies eigentlich automatisch machen könnte, habe ich dieses Objektiv manuell eingestellt. Schlussendlich erhielt ich einen Wert von +4. Um mir bei der Suche nach den richtigen Justierung zu helfen, verwendete ich ein LensAlign. Während das Objektiv jetzt recht gut kalibriert zu sein scheint, habe ich die Kalibrierungsoptionen meines alten Sigma-Objektivs bevorzugt. Dieses erlaubte mir, Korrekturen für verschiedene Entfernungen vorzunehmen. Mit dem Nikon kann man nur eine globale Einstellung für das Objektiv vornehmen.

Erste Versuche

Nachdem ich das Objektiv kalibriert hatte, musste ich es sofort ausprobieren. Auch wenn die Tiere an diesem Abend leider nur spärlich vorhanden waren, gelang es mir, immerhin ein gutes Bild einer Rohrweihe zu bekommen. Besonders der AF fühlte sich im Vergleich zu meinem alten Objektiv sofort besser an. Auch die Schärfe war viel besser. Aber dazu später mehr.

Mit dem schnellen Autofokus des Nikon 500mm f/ 4 FL ED konnte ich diese Rohrweihe perfekt ablichten.

Qualität vs. mein altes Objektiv

Bevor ich die 500 mm f/4 kaufte, verwendete ich eine Sigma 150-600 f/5-6.3 Sports. Auch wenn es ein bisschen albern ist, zwei Objektive mit einem völlig anderen Preispunkt zu vergleichen, denke ich, dass es für einige Fotografen, die ebenfalls eine Upgrade ihres Objektivs in Betracht ziehen, recht interessant sein könnte. Auch mein altes Objektiv habe ich aus zweiter Hand gekauft. Ich benutze das Objektiv seit über 4,5 Jahren, und in dieser Zeit hat es einiges durchgemacht  . Ich habe es bei schweren Stürmen an Stränden und in anderen schmutzigen und rauen Umgebungen eingesetzt. Während dieser Zeit hatte ich nie Probleme mit dem Objektiv, und abgesehen von ein paar Kratzern am Gehäuse funktioniert es noch wie am ersten Tag. Aber warum habe ich dann überhaupt auf ein neues Objektiv gewechselt?

AF-Geschwindigkeit

Die größte Schwäche des Sigma war der Autofokus. Selbst gepaart mit dem sehr schnellen Autofokus der D850 ist der AF sehr langsam. Scharfe Bilder von fliegenden Vögeln sind fast unmöglich. Hinzu kommt, dass der AF auch ziemlich ungenau ist, vor allem bei schlechten Lichtverhältnissen. Dies auch wegen der nicht so schnellen Blende. Mit der größten Blende von 600 mm bei f/6,3 lässt sie nicht viel Licht für den Autofokus herein.

Aufgrund der Blende sind die AF-Punkte des D850 sehr begrenzt und nur der Fokuspunkt in der Mitte ist mehr oder weniger zuverlässig.

Mit dem 500mm f/4 ist der AF stattdessen extrem schnell. Die Scharfstellung erfolgt sehr schnell, und ‘Focus hunting’ passiert nur sehr selten und meist nur bei sehr kleinen Motiven. Dank der grossen Blendenöffnung sind mehr AF-Sensoren kreuzförmig, was es mir erlaubt, Fokuspunkte zu verwenden, die sich auf der rechten oder linken Bildseite befinden. Dies ist äußerst hilfreich bei Vögeln, die den Rahmen ausfüllen. Dann kann ich den Fokuspunkt unter Beibehaltung der Komposition auf das Auge verlagern.

Was ich jedoch festgestellt habe, ist, dass die Scharfeinstellung sehr viel langsamer wird, wenn man auf sehr nahe Objekte fokussiert. Eine weitere Kritikpunkt und wahrscheinlich der einzige Nachteil des 500mm ist die minimale Fokusdistanz. Das Nikon hat eine Naheinstellgrenze von 3,6 m, während die Sigma bis auf 2,6 m scharfstellen kann. Während minimale Scharfstellentfernungen für einen Tierfotografen meist kein Problem darstellen, hatte ich schon mehrfach Gelegenheit, bei denen dieser zusätzliche Meter einen großen Unterschied gemacht hätte.

Das Nikon 500mm f/ 4 FL ED hat einen sehr schnellen Autofokus und kann selbst schnelle Greifvögel scharfstellen.

Schärfe

Wie zu erwarten war, ist die 500 mm ein ganzes Stück schärfer als das Sigma. Dies war zu erwarten, da Festbrennweiten im Allgemeinen schärfer sind als Zoomobjektive. Wegen der schnelleren Blende habe ich sogar zwei Blendenstufen mehr, die ich bei der ISO-Empfindlichkeit einsparen kann. Dadurch kann ich eine noch bessere Bildqualität erzielen.

Bokeh

Obwohl die Brennweite des Nikon 100 mm kürzer ist als die des Sigma, ist das Bokeh viel glatter und sauberer als das Bokeh des Sigma. Daher ist auch die Hintergrundtrennung besser. Als Referenz benutzte ich den DOF-Rechner von dofmaster.com. Zwar ist der Unterschied in der Theorie nur gering. Zum Beispiel bei 20 m macht der Unterschied von 0,04 m geringerer Schärfentiefe einen kleinen Unterschied aus. In der Praxis ist der Unterschied aber recht deutlich. Die etwas bessere Hintergrundtrennung bei geringerer Brennweite erlaubt es mir kreativere Kompositionen auszuprobieren.

Nikon 500mm f/4 FL ED

Hyperfokale Entfernung

2083,83 m

Hyperfokal nahe der Grenze

1041,92 m

DoF nahe der Grenze

19,81 m

DoF-Ferngrenze

20,19 m

Tiefenschärfe

0,37 m

Tiefenschärfe vorne

0,19 m (49,53%)

Tiefenschärfe hinten

0,19 m (50,47%)

Sigma 150-600 f/ 5-6.3 Sports

Hyperfokale Entfernung

1890,48 m

Hyperfokal nahe der Grenze

945,24 m

DoF nahe der Grenze

19,8 m

DoF-Ferngrenze

20,21 m

Tiefenschärfe

0,41 m

Tiefenschärfe vorne

0,2 m (49,49%)

Tiefenschärfe hinten

0,21 m (50,51%)

VR

Bevor ich das Objektiv kaufte, las ich in mehreren Rezensionen, dass ein Stativ oder Einbeinstative notwendig sind, um scharfe Bilder zu erhalten. Auch wenn dies theoretisch richtig sein mag, so bin ich doch zum größten Teil anderer Meinung. Ein Stativ bringt zwar viel Stabilität, aber es schränkt einen auch sehr ein. Beispielsweise ist es mit einem Stativ sehr zeitaufwendig, durch Blätter zu spähen, um einen schönen Rahmen um einen Vogel zu erhalten. Bis du das Stativ richtig eingestellt hast, ist der Vogel schon weg. Du kannst auch nicht einfach deine Positionierung anpassen, um einen besseren Hintergrund zu erhalten.

Wenn du aber ein ganzes Set-up mit einer Sitzwarte hast und du dich in einem Versteck befindest, ist ein Stativ viel nützlicher. Wenn ich zum Beispiel stundenlang darauf warte, dass ein Bartgeier den Bergrücken entlangfliegt, habe ich meine Kamera ebenfalls auf einem Stativ aufgestellt. Wenn ich draußen im Wald oder im Schilf auf der Suche nach Singvögeln bin, lasse ich mein Stativ zu Hause. Während vor allem im Wald, das Licht ist sehr begrenzt Handheld-Bilder sind immer noch möglich. Die VR in diesem Objektiv ermöglichte es mir, scharfe Bilder von etwa 1/80stel zu erhalten. Besonders bei Singvögeln ist dies nur theoretisch möglich, da die meisten von ihnen zu aktiv sind, um scharfe Bilder mit einem 1/80stel zu erhalten. Dank der neueren Kameras kann man ja den ISO-Wert immer noch leicht etwas anheben.

Was ich auch herausgefunden habe, ist, dass das Umschalten des VR-Modus von Normal auf Sport sehr hilfreich sein kann, insbesondere beim Fotografieren von sich bewegenden Vögeln wie Enten oder Raubvögeln. Die Linse erlaubt dann eine Bewegung in eine einzige Richtung.

500 mm gegenüber 600 mm

Während die Brennweite in der Tierfotografie meistens nie lang genug sein kann, sind 500 mm für mich mehr als genug. Es erlaubt mir, mehr von der Umwelt einzubeziehen. Die D850 erlaubt es mir auch, bei Bedarf ein wenig zu croppen. Außerdem ist das 500mm etwas leichter als die beiden Versionen des 600mm f/4. Wenn es wirklich nötig wäre, sollte das 500mm f/4 auch mit Telekonvertern ziemlich gut funktionieren. Ich selbst besitze keine TC’s und muss ich zuerst einmal noch ausprobieren.

Das Nikon 500mm f/ 4 FL ED im Vergleich zum Sigma 150-600mm.

Schlussfolgerung

Obwohl das 500mm F/4 ein sehr teures und schweres Objektiv ist, bin ich mit meiner Wahl mehr als zufrieden. Dadurch konnte ich Bilder machen, die ich mit meinem alten Objektiv nie bekommen hätte. Was die Qualität betrifft, so gibt es nichts zu beanstanden. Das Einzige, was verbessert werden könnte, ist die Naheinstellgrenze, die AF-Geschwindigkeit im Nahbereich und die Fokus-Feinabstimmung. Während die AF-Abstimmung gut funktionierte, war die Kalibrierung des Sigma-Objektivs viel tiefgreifender. Für mich persönlich hätte ich mir auch gewünscht, dass der Linsenfuss für ein Gimbal Kopf Arca Swiss kompatibel wäre (wie beim neuen Sigma 60-600 Sport). Deshalb habe ich die Stativschelle durch den Wimberley AP-551 ersetzt.

Wo kann man das Objektiv kaufen?

Der folgende Link ist ein Affiliate Link. Kaufst du über meinen Link das Objektiv, erhalte ich dafür eine kleine Provision. Für dich ändert sich der Preis aber nicht.

Foto-Erhardt:

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Nicolas Stettler

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4.10.2023

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