Dieser Blogartikel ist Teil einer Serie über das Fotografieren von Wasservögeln. In diesem Artikel geht es um die Perspektive und wieso man Wasservögel am besten auf Augenhöhe fotografiert. In den 2-3 Jahren, in denen ich mich intensiv mit Wasservögeln beschäftige, habe ich wahrscheinlich schon einige zehntausend Fotos von dieser spannenden Artengruppe gemacht. Doch fast alle haben eine Gemeinsamkeit. Die Fotos sind alle mehr oder weniger auf Augenhöhe mit dem Wasservogel entstanden. Weshalb ich mich fast immer für eine sehr tiefe Kameraposition entscheide, erfahren Sie in diesem Blogartikel.
1/400 | f/ 7.1| ISO 900 | 600mm
1/640 | f/ 8.0 | ISO 320 | 600mm
Vorteile einer tiefen Perspektive
Was eine tiefe Kameraposition für Vorteile hat, möchte ich zuerst an einem Gegenbeispiel veranschaulichen. Diese Tafelente habe ich vor einigen Jahren in einem Bootshafen fotografiert. Abgesehen vom harten Licht und dass die Ente neben der Kamera vorbeischaut, stört mich vor allem eine andere Sache.
Während die Ente zwar scharf abgebildet ist, ist auch der Hintergrund scharf und hat viele Strukturen. Diese lenken den Betrachter ab. Es macht das Bild unruhig und nimmt der Ente den Fokus des Betrachters.
Dieses Bild einer jungen Lachmöwe steht in starkem Kontrast zu dem Bild der Tafelente. Dieses Bild besteht aus genau zwei Elementen: der Möwe und dem Hintergrund. Letzterer besteht fast nur aus einer Fläche. Dass sich der Vogel so stark vom Hintergrund abhebt, habe ich der tiefen Kamerapostion zu verdanken. Für diese Foto lag ich an einem Kiesufer und die Kamera stützte ich auf dem Boden ab. Daher war die Kamera direkt über dem Wasser positioniert. Weil der Hintergrund nun weiter entfernt war, wurde dieser unschärfer. Zum Zeitpunkt des Fotos ging die Sonne schon fast unter und das Schilf im Hintergrund erhielt eine wunderschöne goldene Färbung. Hätte ich die Lachmöwe aus dem Stehen fotografiert, hätte ich nicht das Schilf im Hintergrund gehabt, sondern Wasser. Aus dieser Höhe würde sich aber der Himmel im Wasser spiegeln und der Hintergrund würde weniger interessant wirken. Zusammen mit den kleinen Wellen auf dem Wasser hätten sich zusätzlich noch unschöne Strukturen ergegeben.
1/400 | f/ 6.3 | ISO 720 | 600mm
Wie man auf Augenhöhe mit dem Wasservogel kommt
Je nach Location kann das Fotografieren auf Augenhöhe relativ schwierig sein. Am Besten geeignet sind flache Ufer. Man kann sich einfach auf den Boden legen und hat die Kamera nur wenige Zentimeter über der Wasseroberfläche. Je nach dem verwende ich auch ein Stativ. Selbst wenn ich dieses flach auf den Boden stelle, ist mir die Kamera aber meist zu hoch über der Wasseroberfläche. Deshalb fotografiere ich Wasservögel meistens aus der Hand bzw. lege die Kamera auf den Boden. Weil man am Boden liegt, erkennen einen die Wasservögel auch nicht als Menschen und sind oft etwas weniger scheu. Gerade bei Enten heisst das allerdings noch gar nichts. Denn auch so sind gewisse Entenarten noch immer extrem scheu.
1/1000 | f/ 8.0 | ISO 640 | 600mm
Schwierigkeiten mit steilen Ufer
Steile Ufer sind schon etwas schwieriger. Oftmals kann man dann nur noch den Live-View verwenden. Allerdings ist der Autofokus so deutlich langsamer und ungenauer und deshalb versuche ich, wenn immer möglich durch den Sucher zu fotografieren. Ein Winkelsucher könnte evtl. helfen. Ich habe selbst noch nie einen Winkelsucher benutzt, könnte mir aber vorstellen, dass er in gewissen Situationen recht nützlich wäre. Ich vermute aber auch, dass gerade das Nachführen bei aktiven oder sogar fliegenden Enten recht schwierig sein könnte. Dafür hat man es allerdings sicherlich wesentlich angenehmer beim Fotografieren.
Gerade beim Fotografieren von Bootstegen aus kommt man aber nicht um die ein oder andere Gymnastikeinlage herum. Die Resultate sind die Schmerzen allemal wert. Die 10 cm die man noch näher an die Wasseroberfläche gelangt, entscheiden oftmals darüber, ob sich der Wasservogel vom Hintergrund absetzt oder nicht. Diesen Haubentaucher konnte ich zusammen mit seiner Familie während rund einer halben Stunde von einem Bootssteg aus fotografieren. Zum Teil waren sie sogar zu nahe, um mit meinem Objektiv zu fokussieren. Der Steg befand sich aber etwa 15 cm über das Wasser. Ich musste die Kamera also ohne Stütze neben dem Steg über dem Wasser halten. Den Muskelkater spürte ich noch Tage später…
1/500 | f/ 6.3 | ISO 320 | 600mm
Um Wasservögel zu fotografieren, ist es also zu empfehlen, die Kamera möglichst nahe über(!!!) der Wasserfläche zu positionieren. Klar können auch Fotos mit anderen Perspektiven funktionieren. Die Erfolgsquote wird aber definitiv geringer ausfallen.
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