Dxo PureRAW im Test - Das Wundermittel gegen Bildrauschen?
In meinen Workshops und Kursen, privat oder im Internet werde ich immer wieder gefragt, wie ich denn meine Kamera einstelle und vor allem, mit welchen ISO-Werten ich fotografiere. Meine Antwort: «bis maximal 25600» trifft dabei häufig auf Staunen. Ehrlich gesagt hätte ich vor ein paar Jahren selber noch gestaunt. So habe ich meine Kamera vor ein paar wenigen Jahren noch auf maximal ISO 2000 gestellt. Der Grund für diese Veränderung: DxO PureRAW
DxO PureRAW ist eine Entrauschungssoftware die mithilfe Deep Learning KI das Bild analysiert und das Bild ohne merklichen Qualitätsverlust entrauscht. Vignettierung und Verzerrungen des Objektivs werden ebenfalls vom Programm korrigiert. Alles in allem verspricht das Programm also sehr viel. In diesem Artikel zeige ich dir, was du vom Programm in der Praxis erwarten kannst.
Dank DxO PureRAW können auch dämmerungsaktive Tiere problelos fotografiert werden. Bildrauschen aufgrund hohen ISO-Werten ist Geschichte.
Der Workflow mit PureRAW
DxO PureRAW ist als Plugin für Lightroom oder als alleinstehendes Programm erhältlich. Die Möglichkeit, Fotos direkt in Lightroom zu Entrauschen wurde mit Version 2.0 eingeführt und hat meinen grössten Kritikpunkt der ersten Versionen stark verbessert. Während in Version 1 die Bilder noch mühsam exportiert, in DxO geöffnet und entrauscht und wieder in Lightroom importiert werden mussten, ist dies als Lightroom-Plugin viel intuitiver gelöst. Dies funktioniert leider noch nicht ganz bei allen Kameras. So sind zum Beispiel die High Efficiency RAW’s der Nikon Z 9 nicht direkt kompatibel mit dem Plugin. Um die Fotos dennoch entrauschen zu können, muss ich die Fotos wie in Version 1, als DNG exportieren und sie dann im DxO öffnen zu können.
Damit habe ich auch gerade einen wichtigen Punkt von DxO PureRAW angesprochen. Um die Bilder entrauschen zu können, werden vom Programm nämlich die originalen RAW-Files benötigt. Dies bedingt, dass die Bilder also zuerst entrauscht werden müssen, bevor man sie z.B. in Photoshop öffnet. Dies ist nicht wirklich ein Kritkpunkt, man muss sich dies aber einfach bewusst sein.
Öffnet man das Programm und ladet seine gewünschten Fotos herein, erscheint eine kleine Dialogbox. Viel lässt sich aber nicht einstellen. Nur 2 Kästchen können das Bild minimal beeinflussen. Das ist zum einen die Objektivnachschärfung, zum anderen die Objektivkorrektur. In 99% der Fälle stelle ich die Objektivnachschärfung aus, da das Programm teilweise dann etwas zu stark nachschärft. Die Objektivkorrekturen habe ich hingegen praktisch immer eingeschaltet. Weiteres gibt es gar nicht wirklich einzustellen und schon macht das Programm sein Ding. Pro Foto hat das Programm etwa 20 Sekunden (AMD Ryzen 9 + RTX 3070). Anschliessend lade ich die Bilder wieder ins Lightroom, wo ich die Bilder dann ganz normale weiterbearbeite.
Bildqualität
Das Entrauschen der Fotos ist durchaus rechenintensiv und braucht deshalb seine Zeit, die Resultate lassen sich aber wirklich sehen. Das Rauschen ist praktisch komplett entfernt, sieht aber nicht künstlich aus. Details werden vom Programm gut erkennt und bleiben deshalb bestehen. Anders ist das z.B. beim normalen Entrauschen von Lightroom der Fall. Hier wird im Vergleich eigentlich nur das gesamte Bild etwas unschärfer gemacht. Resultat dabei: Weniger Details und öfters komische Artefakte.
Artefakte sind grundsätzlich ein grosses Problem beim ‘intelligenten’ Entrauschen von Fotos. So entstehen manchmal kleine Kanten und Ecken an zufälligen Bildstellen. Dies entsteht, wenn das Programm Rauschen mit Bilddetails verwechselt und dann quasi das Rauschen schärft. Bei PureRAW ist mir dies aber glücklicherweise noch nie aufgefallen. Insgesamt ist zwar ein ganz feines Bildrauschen weiterhin im Bild zu erkennen, das ist mir aber weitaus lieber als völlig rauschfreie Bilder mit Artefakten. Dieses feine Bildrauschen ist zudem auch nur zu erkennen, wenn man bei 100% und mehr hineinzoomt. Besonders ohne grossen Crop sehen die Bilder aber wirklich sehr gut aus. Wichtig dabei ist aber zu erwähnen, dass die Resultate auch stark von der Lichtqualität abhängen. In der späten Dämmerung gehen viele Farben verloren und durchwachsene Resultate sind eher durch die schlechte Lichtqualität bedingt als durch hohes ISO-Rauschen.
RAW-Datei
1/250 | f/ 4 | ISO 220 | 500mm
DxO PureRAW
1/250 | f/ 4 | ISO 220 | 500mm
1/250 | f/ 4 | ISO 220 | 500mm
1/250 | f/ 4 | ISO 220 | 500mm
Vergleich Topaz Denoise
Topaz Denoise ist ein sehr ähnliches Programm zu PureRAW. Es beschränkt sich zwar ausschliesslich auf das Entrauschen, dafür kann man zwischen verschiedenen Algorithmen auswählen und mit diversen Slidern herumspielen. In meinen Tests mit dem Programm war ich aber nie wirklich so richtig mit den Resultaten zufrieden. Häufig waren in den Bildern unschöne Artefakte zu finden. Diese zeigten sich als unschöne Musterungen in Bildarealen, wo der Algorithmus Rauschen mit Bilddetails verwechselt hatte. In DxO PureRAW waren mir solchen Artefakten noch nie aufgefallen und besonders nicht in diesem Ausmass. Der grosse Vorteil von Topaz Denoise, das Programm kann auch als Plug-in in Photoshop genutzt werden und funktioniert auch, nachdem man es z.B. bereits bearbeitet hat. Sprich, Topaz Denoise benötigt nicht zwingend das RAW-File.
Erst kürzlich haben die Hersteller von Topaz Denoise ein neues Programm namens Photo AI vorgestellt. Dieses ähnelt von der Funktionsweise her dem von DxO PureRAW. Selber testen konnte ich das aber Programm noch nicht. Vielleicht wurde das Problem der Artefakte nun behoben.
RAW-Datei
Ein STARKER Ausschnitt aus einem Bild bei ISO XY. Besonders im Schatten der Brust ist das Bildrauschen recht stark sichtbar.
Topaz Denoise
Mit Topaz Denoise ist das Rauschen verschwunden, die Details bleiben aber scharf. (Die weisslich transparente Fläche ist Teil des Wasserzeichens!)
Insgesamt macht Topaz einen sehr guten Job beim herausrechnen des Rauschens. Allerdings verwechselt es häufig Rauschen mit Bildinformationen was in unschönen Artefakten resultiert.
Mein Fazit
Insgesamt kann ich DxO PureRAW allen Fotografierenden empfehlen, welche oftmals mit schwierigen Lichtsituationen konfrontiert werden. Sei es ein Foto von einem Reh in der Dämmerung, ein Eishockeyspieler in einer schlecht beleuchteten Arena oder ein Künstler auf einem Konzert - dank DxO PureRAW sind schwierige Lichtsituationen kein Problem mehr. Der einmalige Preis von 149.- finde ich ist gerechtfertigt und eine lohnenswerte Investition.
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