Location
Wie ich in einem der vorderen Artikel dieser Blogserie erwähnt habe, spielt die Location eine wichtige Rolle. Um sehr nahe an Wasservögel und insbesondere Enten zu kommen, sind Häfen und Parkteiche wesentlich besser geeignet als Naturschutzgebiete. In Häfen und Parkteichen haben sich die Enten etwas an die Präsenz des Menschen gewöhnt. Je nachdem sind die Enten sogar an einem interessiert. Nebst den häufigen Stockenten, Blässhühner und Höckerschwänen gibt es selten auch Gänsesäger und Reiherenten, welche am Brot von Passanten interessiert sind.
Von dieser Reiherente hatte ich zwar nie beobachten können, dass sie Brot frisst. Trotzdem war sie nur wenig scheu und tauchte nahe am Ufer nach Muscheln. An diesem Morgen war die Sonne erst gerade aufgegangen. Nur das gegenüberliegende Ufer wurde bereits angeleuchtet. Das orange leuchtende Ufer spiegelte sich im Wasser und der Hintergrund im Bild wurde schön einheitlich orange.
Jahreszeit
Im Herbst sind die meisten Entenarten recht scheu. Die meisten sind gerade von ihren Brutgebieten in die Schweiz geflogen. In den Brutgebieten sind den Enten wahrscheinlich praktisch keine Menschen begegnet. In ihren Überwinterungsgebieten angekommen, sind die Enten vorerst recht ängstlich. Doch die Enten lernen schnell und merken, dass wir wohl doch nicht so gefährlich sind.
Gegen Ende des Winters haben sich die Wintergäste mehr oder weniger an den Menschen gewöhnt. Das Fotografieren wird dadurch gegen Ende des Winters immer leichter. Besonders für Porträts ist die Zeit ab Februar bis Ende März deutlich besser geeignet als der Herbst. Praktisch alle Porträts von Enten habe ich im Frühjahr gemacht.
Einzelvögel vs. Gruppen
Je nach Vogelart bzw. Entenart verhalten sich diese unterschiedlich, wenn sich in Gruppen befinden oder als Einzelvogel unterwegs sind. Grundsätzlich sind Wasservögel in Gruppen wesentlich schwieriger zu fotografieren. Es braucht nur eine einzige unruhige Ente und schon ist die ganze Gruppe nervös.
Einzelvögel sind oft etwas toleranter. Gerade einzelne ruhende Enten sind oftmals am einfachsten zum Fotografieren. Dafür ist man dann manchmal in der etwas ironischen Situation, wenn man nur wenige Meter von der Ente entfernt ist und diese ungestört weiterschläft. Zwar öffnen schlafende Enten immer wieder ihre Augen, den Schnabel nehmen sie aber nicht so schnell wieder aus ihrem Gefieder.
Tarnung
Wer schon einmal Wasservögel mit Tarnung fotografiert hat, weiss, irgendwie wissen die Enten immer, dass sich ein Mensch unter der Tarnung befindet. Je nachdem bleiben die Enten zwar in der Nähe, dass die Enten genug nahe an einen heranschwimmen ist aber äusserst selten. Tarnung nützt also in den meisten Fällen eher nicht viel für Porträts. Ich würde sogar behaupten, dass Tarnung für Porträts eher hinderlich ist.
Viel besser ist es, wenn man von einem Wasservogel als Mensch akzeptiert wird. Wird man als ungefährlichen Menschen wahrgenommen, kommt man erstens viel näher an die Enten heran und zweiten kann man sich auch etwas anpassen. Eine Fähigkeit welche beim Porträtieren sehr wichtig ist. Kann ich mich mit der Kamera etwas nach links und rechts verschieben, kann ich den Hintergrund genau auswählen. Ich kann aber auch die Perspektive etwas anpassen. Wäre ich unter einem Tarnzelt hätte ich diese Möglichkeit nicht.
Anschleichmethoden
Grundsätzlich sollte in der Vogelfotografie immer das Ziel sein, dass die Vögel von selber auf dich zukommen. Weil Enten sehr scheu sind, ist dies aber nur selten der Fall. Zwar gibt es dafür einige Tricks, besonders für Porträts muss man aber fast immer von sich aus näher zu den Enten. Denn auf die Distanz für Porträts wird eine Ente nie von allein kommen. Sich Enten annähern ist recht schwierig und sollte mit äusserster Vorsicht getan werden. Enten sind nämlich sehr scheue und auch recht schreckhafte Tiere.
Das Wohl der Vögel hat IMMER Priorität und du solltest vermeiden Enten aufzuschrecken. Dass du mal eine Gruppe vertreibst ist kein Problem solange die Vögel Zeit zum Wegschwimmen haben. Dass die Vögel auffliegen müssen solltest du aber vermeiden. Damit die Enten weder auffliegen noch wegschwimmen gibt es natürlich auch einige Tricks.
Nutze Strömung und Wind
Enten im Wasser bleiben nie am genau gleichen Ort. Während die Route aktiver Enten schwer vorherzusagen sind, lassen sich schlafende Enten minutenlang treiben. Nutze Wind und Strömung und versuche dich so zu positionieren, dass die Enten langsam auf dich zutreiben.
Einige Entenarten wie der Gänsesäger können auch auf der Nahrungssuche gut vorhergesagt werden. Diese schwimmen oft einfach dem Ufer entlang. Lege dich etwas vor den Enten ans Ufer und sie werden direkt an dir vorbeischwimmen. Je nach Art werden sie etwas einen Bogen machen.
Die 'Handysuche'
Befinden sich die Enten an Land nützt dir der Wind und die Strömung nichts mehr. Um trotzdem näher an die Vögel zu gelangen, musst du dich selber ihnen annähern. Dafür gibt es z.B. folgenden Trick. Ich selber wende diesen meist bei Enten an, welche noch recht weit von mir entfernt sind. Statt direkt auf sie zuzulaufen, was sicher noch für 20-30m möglich wäre, ohne die Enten zu vertreiben, laufe ich kreuz und quer durch die Gegend und ‘suche’ mein Handy.
Scheinbar ohne Ziel nähere ich mich langsam den Enten. Diesen bin ich zwar schon lange aufgefallen, werde aber von ihnen nicht als Gefahr eingestuft. Schwierig ist es dann aber sich hinzulegen, um auf Augenhöhe zu kommen. Die Enten merken sofort, dass man es wohl doch auf sie abgesehen hat. Damit die Enten nicht aus der Ruhe geraten, benötigt es etwas Erfahrung und Glück. Wenn es dir aber gelingt dich auf Augenhöhe zu begeben, hast du schon sehr hohe Chancen, dass du die Enten aus nächster Nähe fotografieren kannst.
Wenn ich noch näher an die Ente herankommen möchte, gehe ich dann sehr vorsichtig an. Zentimeter um Zentimeter nähere ich mich den Enten langsam an. Dazwischen mache ich längere Pausen, damit sich die Enten wieder an mich gewöhnen. Oftmals brauche ich für diesen letzten wenigen Meter mehr als eine halbe Stunde. Die Geduld zahlt sich aber meistens aus. Ist man erst mal auf einer guten Distanz können die Enten in aller Ruhe beim Schlafen oder bei der Federpflege fotografieren.
Dive and Dash
Eine weitere Methode kann ausschliesslich bei tauchenden Enten und anderen Wasservögeln angewendet werden. Dabei nutzt man die Zeit, in der die Ente Unterwasser ist, um sich einige Meter nach vorne zu bewegen. Die Methode wird auch ‘Dive and Dash’ genannt. Von der Methode hörte ich im Podcast von Scott Keys das erste Mal. Am besten funktioniert dies, wenn man zuvor die Zeit einiger Tauchgänge abmisst. Nach einigen Sekunden solltest du dich auf den Boden legen und warten bis die Ente auf- und wieder abtaucht. Im besten Fall kommt man damit sehr nahe an die Ente heran.
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