f-stop Shinn - Der ideale Fotorucksack für Tierfotografen?
Nachdem mein alter Fotorucksack allmählich das zeitliche gesegnet hatte, habe ich mir letzten Herbst einen Rucksack der Marke f-stop gekauft. In diesem Artikel beantworte ich dir die Frage, warum ich mich für den f-stop Shinn entschieden habe und ob sich dieser für einen Tierfotografen bewährt.
Die f-stop Formel
F-stop produziert Fotorucksäcke in den verschiedensten Grössen. Von der kleinen Fototasche für eine Point + Shoot Kamera bis zum 80l Shinn für grosse Kameras wie eine RED oder Arri ist alles dabei.
Eines habe aber alle Rucksäcke von f-stop gemeinsam, die f-stop Formel. Jeder der Rucksäcke ist nämlich nach dem gleichen System aufgebaut. Der Grundbaustein bildet ein normaler Rucksack. Dieser kann entweder von oben oder aber am Rücken-Panel mit einem Reissverschluss geöffnet werden.
Was den Rucksack tatsächlich zu einem Fotorucksack macht ist die ICU, ausgeschrieben Internal Camera Unit. Die ICU ist eine Box aus stabilem Stoff, welche die Kamera und die zusätzlichen Objektive beherbergt. Bei üblichen Fotorucksäcken ist diese Box bereits in den Rucksack integriert. Bei den f-stop Rucksäcken kann die Box allerdings herausgenommen und ausgetauscht werden. Das hat den grossen Vorteil, dass man diesen Rucksack auch als Alltagsrucksack verwenden kann.
Die Modularität erlaubt es dann auch verschieden grosse ICU’s für den Rucksack zu kaufen. Besonders für Reisen oder Expedition ist das ideal. Braucht man mehr Platz für anderes Material nimmt man einfach eine kleinere ICU. Ich habe die ICU auch schon so umgebaut, dass ich in der oberen Hälfte meine Kleider verstaute und die untere Hälfte für meine Kamera nutzte.
In der Theorie verliert man durch die separate ICU zwar etwas Stauraum, in der Praxis fällt das kaum ins Gewicht. Jedenfalls beim Shinn fehlt es sowieso nicht an Platz…
Der Rucksack
Der f-stop Shinn ist mit einem Volumen von 80l der grösste Rucksack der Marke f-stop. Im Vergleich zum 10l kleineren Shuka, ist er etwas länger und vor allem noch etwas tiefer. Dadurch wird genügend Platz für grosse Filmkameras geschaffen.
Ich besitze zwar (leider) keine RED oder ARRI trotzdem habe ich mich nach gutem Überlegen für den Shinn entschieden. Grund dafür war primär der zusätzliche Schutz der Kamera und der Platz für anderes Zubehör. Bei meinem alten Rucksack, einem Tamrac Anvill 27 war der Platz sehr begrenzt und schon alleine das 500er an der Kamera montiert hatte nur so gerade Platz. Mit zwei bis drei zusätzlichen Objektiven war der Rucksack dann schon am Anschlag.
Grösse
In Sachen Grösse ist der Shinn wohl ungeschlagen. Mit der Cine Master ICU passt mein 500mm an der Kamera locker hinein. Auf beiden Seiten der Kamera hat es dann zusätzlich noch reichlich an Platz für entweder 6-8 Objektive oder 1 Kamera + etwa 4-5 Objektive. Hinter der Kamera habe ich dann noch zusätzlich Platz für beispielsweise ein Steckfilterset. Die Filter sind dadurch besonders gut geschützt und werden auch keinen Kräften ausgesetzt, wie es beispielsweise an den Seitenwänden bei kleineren Rucksäcken der Fall sein könnte. Dank den reichlich mitgelieferten Trennwänden in verschiedenen Formen und Grössen, kann man die ICU auch genau nach seinen Wünschen einteilen.
Was alles im Rucksack Platz hat:
Kamera | Nikon D850 + MB-D18 |
Zweitkamera | Nikon Z6 und 24-70mm f/ 4 S |
Supertele | Nikon 500mm f/ 4 FL ED |
Telezoom | Nikon 80-400mm f/4.5-5.6 |
Makro | Sigma 105mm f/ 2.8 |
Weitwinkel | Sigma 24mm f/ 1.4 |
Weitwinkel-Zoom | Nikon Z 14-30mm f/4 S |
Standard-Prime | Nikon Z 50mm f/ 1.8 S |
Feldstecher | Kowa BD II 10x32 |
Filter Set | Nisi V6 Filterhalter + Haida Filter |
Austattung
Mit der Cine Master ICU ist damit der Rucksack eigentlich schon gefüllt. Doch dank weiteren Taschen an den Aussenseiten, kann noch wesentlich mehr eingepackt werden. Dazu gehört eine Tasche oberhalb der ICU, auf der Hinterseite des Rucksacks und jeweils eine Tasche an den Seiten. Zwischen Rucksack und ICU ist zusätzlich ein Laptop-Sleeve angebracht. In diese passt ohne Problem ein Laptop und Grafiktablett. Je nachdem wie vollgepackt der Rucksack ist, kann es aber etwas schwierig sein, den Laptop zu verstauen.
Das Innere des Rucksacks kann sowohl von oben wie auch vom Rückenpanel aufgemacht werden. Das hat den Vorteil, dass der Rucksack auf den Boden gelegt werden kann, ohne dass man anschliessend seinen Rücken dreckig macht.
Auf der Innenseite des Rückenpanels sind drei kleine Reissverschlusstaschen angebracht, in welchen weiteres Zubehör wie Speicherkarten oder Imbus-schlüssel verstaut werden können. Die Taschen am Rückenpanel sind mein einziger Punkt in welchem mich mein alter Rucksack besser überzeugt hatte. Bei diesem waren diese Taschen nämlich aus durchsichtigem Plastik, was das Organisieren wesentlich übersichtlicher gemacht hat. Beim Shinn sind die Taschen aber aus Stoff und sind auch etwas schwerer zu öffnen. Bisher sind diese Taschen bei mir deshalb leer.
Dank zusätzlichen Aussentaschen kann zusätzlich noch einiges an Zubehör, Verpflegung und Kleider eingepackt werden.
Oberes Fach
Die Tasche über der ICU bietet Platz für diverses Zubehör. Mit einem Netz können kleinere Gegenstände vom grossen Stauraum getrennt werden. Ich habe ihn diesem Fach jeweils meine Ladegeräte, Akkus, Speicherkarten und andere Elektronikgeräte verstaut. Dazu kommen meist die Sonnenbrille, ein Sackmesser, ein Erste-Hilfe-Set und ein paar Riegel als Notverpflegung.
Hinteres Fach
Die Tasche auf der Rückseite des Rucksacks bietet genügend Platz für eine Trinkflasche, zusätzliche Kleider und etwas Verpflegung. An der Aussenseite dieser Tasche ist eine weitere kleine Tasche angebracht, welche über einen separaten Reissverschluss zugänglich ist. Diese Tasche hat Platz für ein Portemonnaie oder ähnliches. Ich persönlich lasse diese Tasche aber immer leer.
Seitenfächer
In den beiden Seitentaschen des Rucksacks kann weiteres Zubehör verstaut werden. Die beiden Taschen können aber z.B. auch mit einem Trinksystem oder einem kleinem Reisestativ gefüllt werden.
Anhänge
Wer nicht alles verstauen konnte, hat dank vielen Clips die Möglichkeit, noch mehr Ausrüstung am Rucksack zu befestigen. So befestige ich z.T. mein Stativ an der Seite mit zwei Clips an der Seite. Wer noch immer nicht all seine Ausrüstung festmachen konnte, kann noch separate Clips bestellen, welche an weiteren vorgefertigten Stellen befestigt werden können. So könnte z.B. noch ein Zelt befestigt werden.
Qualität
Der f-stop Shinn ist aus robustem Material gemacht und zeigt auch nach bisher intensivem Benutzen noch praktisch keine Abnutzungen. Die Reissverschlüsse sind robust und dank einer Gummi-Beschichtung auf der Aussenseite relativ wasserdicht. Auch allgemein ist der Rucksack in Sachen Dichtigkeit recht gut. Die äusseren Taschen können zwar nach längerer Zeit im starken Regen allmählich etwas feucht werden. Über die Kamera in der ICU muss man sich aber keine Gedanken machen.
Wer aber auch in den äusseren Taschen Dinge transportiert, welche nicht feucht werden sollten, empfehle ich zusätzlich das Raincover zu kaufen. Dadurch sollte der Rucksack jedem Wetter gewappnet sein. Dank dem Reissverschluss am Rücken-Panel, kann die Kamera auch mit dem Raincover am Rucksack herausgenommen werden. Bei meinem alten Rucksack und bei vielen anderen Fotorucksäcken ist das so nicht möglich.
Gewicht & Komfort
Die Grösse und die Qualität des Rucksacks fallen aber auch ins Gewicht. Alleine der Rucksack bringt gut 2.5 kg auf die Waage. Mitsamt der Cine Master ICU sind es dann gute 4.5 kg. Mit der gesamten Ausrüstung bringt es mein Rucksack auf 10 bis 30 kg, je nachdem was ich mitnehme. Die Höhe der Tragriemen können zwar am Rückenpanel nicht verstellt werden, ansonsten lassen sich die Riemen aber sehr gut verstellen, damit der Rucksack dann auch sitzt. Dank den verstellbaren Hüft- und Brustgurten erscheint der Rucksack aber wesentlich leichter. Nur auf dem Fahrrad, können die Gurte etwas stören. Das Öffnen des Hüftgurts behebt dieses Problem allerdings.
Die neue DuraDiamondTM Variante
Erst kürzlich ist f-stop mit einer neuen Variante des f-stop Shinn herausgekommen. Die neue Version soll einen noch stabileren Stoff besitzen, welcher auch noch mal wetterfester sein soll. Weiter wurden auch noch einige kleinere Dinge in der Ausstattung geändert. Das Rückenpanel sieht nun wesentlich nützlicher aus. So gibt es nun vier kleine Fächer für Speicherkarten und Batterien, der Laptop-Sleeve wurde ebenfalls ins Rückenpanel verschoben und es gibt zwei weitere kleine, durchsichtige Taschen. Weiter sind auch die Seitentaschen optimiert worden und man kann nun auch Trinkflaschen wie in einem üblichen Rucksack aussen befestigen. Preislich sind die beiden Versionen genau gleich aufgestellt. Auch wenn die alte Version noch etwas billiger würde, würde ich auf jeden Fall die neue Version empfehlen. Selber habe ich die neue Version leider noch nicht in den Händen halten bzw. am Rücken tragen können, die Verbesserungen (besonders die Taschen) lohnen sich aber auf jeden Fall.
Die Cine Master ICU
Wie bereits erwähnt können die ICU’s in verschiedenen Grössen gekauft werden. Die Cine Master ICU* ist die grösste ICU von f-stop. Mit einer Länge von knapp 65 cm ist sie nicht nur genügend gross für ein Tele mitsamt einer Kamera, durch die Höhe von 21 cm passen die meisten kleinere Objektive vertikal in den Rucksack, was für viel Platz sorgt.
Die Cine Master ICU ist durch Metallstäbe an den Ecken zusätzlich gestärkt. Das bietet zwar zusätzlichen Schutz, fällt aber auch ins Gewicht. Ganze 2.3kg wiegt die ICU. Bedenkt man aber, was alles durch die ICU geschützt wird, sind die 2.3kg gut investiertes Gewicht.
Felderfahrungen
Ob mitten im Sturm, bei minus 20° C, am Sandstrand, im Matsch oder bei Beklettern eines praktisch vertikalen Bergs, bisher hat der Rucksack alles mitgemacht. Einige Erfahrungen habe ich hier nochmals zusammengefasst.
Bei Regen ist der Raincover zu empfehlen, auch wenn das Material des Shinns sehr viel verträgt. Besonders die äusseren Taschen sind bei starkem Regen irgendeinmal feucht respektive nass. Das die ICU nass wurde ist mir hingegen noch nie passiert und ich habe damit schon viele Stunden im Regen verbracht.
Kälte, Sand oder Matsch nimmt der Shinn mit Leichtigkeit auf sich. Wird der Rucksack einmal dreckig kann dies sehr einfach mit Bürste und einem nassen Tuch geputzt werden. Damit der Rucksack nicht ganz so auffällt habe ich mich entschieden, besonders in den Ferien immer etwas dreckig zu lassen.
Beim Wandern/ Klettern in steilem Gelände ist der Shinn natürlich nicht optimal. Da das Gewicht recht weit vom eigenen Körperschwerpunkt liegt muss man besonders beim Hochlaufen etwas mehr aufpassen. Das «Beklettern» dieses Berges machte der vollbepackte Shinn nicht ganz so leicht.
Genau an derselben Stelle musste ich dann auch wieder hinunter, und das auf dem Hosenboden. Auch dabei war die Grösse des Shinns nicht ideal und ich musste etwas seitlich hinunter. Dabei gab der Shinn aber auch wieder etwas Sicherheit, denn ich wusste, dass die Ausrüstung gut geschützt war und ich mich so voll auf den Abstieg konzentrieren konnte.
Allgemeines Urteil und Empfehlung
Mit knapp 600 Franken ist der f-stop Shinn mitsamt Cine Master ICU auf der teuren Seite. Das zeigt sich aber auch an dem, was man schlussendlich erhält. Der f-stop Shinn überzeugt mit Qualität und tut seinen Job. Doch würde ich jedem nun einen f-stop Shinn empfehlen?
Eher nicht. Denn wer nicht eine grosse Festbrennweite oder eine professionelle Filmkamera herumträgt, wird mit dem Shinn wahrscheinlich nicht hundertprozentig zufrieden sein. So bieten seine kleineren Brüder wie z.B. der Sukha oder der Tilopa noch wesentlich genug Platz für die Fotoausrüstung. Diese sind nicht nur billiger, sondern auch wesentlich leichter.
Wer aber eben ein grosses Tele, viele Objektive, eine Filmkamera oder die Absicht hat, längere Zeit draussen zu sein, wird mit dem Shinn sehr zufrieden sein. Der Rucksack bietet mehr als genügend Platz, und die teure Ausrüstung ist im Rucksack besonders gut geschützt. Zudem ist der Rucksack auch verhältnismässig angenehm, besonders wenn man sich zu Auge führt, was man alles auf einmal transportieren kann.