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NIKKOR Z 70-200 mm 2.8 VR S im Test

Für die Tierfotografie sind Teleobjektive zwischen 400mm bis 600mm in den allermeisten Fällen der absolute Standard. Die meisten Tiere sind dem Menschen gegenüber eher scheu und müssen mit grossen und schweren Objektiven nah herangeholt werden. Doch was ist, wenn ein Tier doch einmal nahe herankommt?

Das Nikon Z 70-200mm 2.8 ist für Situationen, in denen Tiere sehr nahe herankommen, das ideale Objektiv. Durch das Zoom hat man die Flexibilität schnell zwischen Porträts und Weitwinkligeren Bildern hin und her zu wechseln. Durch die konstante Offenblende von 2.8 sind weiche Hintergründe garantiert.

Ich durfte das Objektiv für 2 Wochen in verschiedenen Situationen testen. Dazu ging ich unter anderem 4 Tage in die Berge, um nach Steinböcken zu suchen.

Das Nikon Z 70-200mm f/2.8 zusammen mit der Nikon Z9 im Test.

Die Kombination Nikon Z9 + Z 70-200mm 2.8 ist für die Tierfotografie verhältnismässig kompakt.

Ich durfte das Objektiv für die 2 Wochen von Nikon Schweiz ausleihen. Dafür möchte ich mich herzlich bedanken – will aber ebenso anmerken, dass dies in keiner Weise meinen Review beeinflusst hat.

Bildqualität

Wie bei allen Z Objektiven, welche ich bisher getestet habe, lässt auch das 70-200 in Sachen Bildqualität keine Wünsche offen. Ob bei 70mm oder bei 200, das Objektiv bleibt im gesamten Zoom-Bereich äusserst scharf und auch Bildfehler wie chromatische Aberrationen sind praktisch keine zu entdecken.

Um eine möglichst gute Bildqualität zu erhalten war ich bisher hauptsächlich mit Festbrennweiten unterwegs. Das 70-200 bietet aber die Qualität einer Festbrennweite aber eben auch die Flexibilität eines Zooms. Bei eher grossen und zutraulicheren Tieren bedeutet dies, dass ohne Objektivwechsel, im Handumdrehen zwischen Close-up's, Ganzkörper-Porträts und auch Weitwinkligeren Aufnahmen gewechselt werden kann.

Bei 70mm ist das Objektiv so weitwinklig, dass auch ein grosser Teil des Umfeldes abgebildet wird. Solche Fotos sind ein starker Kontrast zu üblichen Supertele-Fotos, können aber ebenso, wenn nicht sogar noch besser funktionieren.

Bei 200mm wird das Bild bereits recht stark in der Perspektive komprimiert. Der Hintergrund ist zwar weich bleibt aber recht strukturiert, was beim Vermitteln einer Geschichte hilfreich sein kann.

Ist das Motiv genug nahe, können mit dem Objektiv auch relativ klassische Fotos gemacht werden.

Autofokus

Der Autofokus ist natürlich ebenfalls sehr schnell und präzise. Anders als z.B. beim Z 400mm 2.8 hat Nikon hier noch nicht das neue Autofokus-System (Silky Swift VCM) verbaut. Ist das ein Problem?

Nein, denn die der Autofokus tut auch so seinen Job. In allen Tests, die ich mit dem Objektiv gemacht habe, kam der Autofokus locker mit. Einzig wenn ich mal gegen den Himmel den Fokus verlor, war das Objektiv manchmal etwas langsam beim zurückbekommen des Fokus'. Wenn aber genügend Kontrast im Bild vorhanden ist, ist die Kombo aus Z9 und 70-200 extrem schnell und das Scharfstellen passiert scheinbar ohne Verzögerung.

Bezüglich Fokus ist ebenfalls die geringe Naheinstellgrenze zu erwähnen. Mit 0.5m bei 70mm und 1m bei 200mm ist das Objektiv also auch sehr gut für Close-up's geeignet. Hier sind normale Superteles nämlich weniger gut geeignet, wobei schon das neue Z 400mm 2.8 durch den eingebauten Telekonverter recht gut aufgestellt ist.

Durch die Naheinstellgrenze von nur 0.5 bis 1 m können mit diesem Objektiv schöne Close-up's kreiert werden.

Bildstabilisator

Besonders bemerkenswert fand ich bei diesem Objektiv der VR. Gerade in Kombination mit dem IBIS der Z9 ist der VR äusserst effektiv. So waren auch Videos aus der Hand, teilweise sogar "slidermässige" Shots aus der Hand möglich. Leider konnte ich erst einige Wochen nachher ein Video-Gimbal erwerben. In Kombination mit einem DJI RS2 wird das 70-200 aber sehr wahrscheinlich äusserst interessant für Tierfilmer.

Was ebenfalls in den Bereich "Interessant für Video" fällt: wie auch das 400mm 2.8 ist der VR praktisch lautlos. Ein störendes Summen des VR in der Audiospur ist also Geschichte. Natürlich spielt dies aber auch die Karten eines Wildlife-Fotografen. So ist man mit der Z9 völlig lautlose unterwegs. Bei meinem 500mm f4 FL ED war hingegen immer noch ein recht lautes Summen vom Bildstabilisator zu hören. Dies machte Tonaufnahmen per Mikrofon vom Kamera-Hotshoe praktisch unmöglich.

Gewicht und Handhabung

Das Objektiv ist mit einem Gewicht von etwas unter 1.4 kg für Wildlife-Fotografie-Verhältnisse sehr leicht. Auch in Sachen Grösse ist das Objektiv eher kompakt. In meinem f-stop Shinn hat das Objektiv locker neben dem 500mm f/4 und diversen weiteren Objektiven Platz.

Von der Handhabung her entspricht das Objektiv den anderen Z Objektiven. Hinter dem Zoom-Ring sind rund um das Objektiv vier Knöpfe zu finden. Diesen kann man verschiedenste Funktionen zuweisen wie beispielsweise AF-ON oder Focus Recall. Etwas hinter diesen vier Knöpfen ist eine weiterer auf der linken Seite zu finden. Auch dieser Knopf kann mit verschiedensten Funktionen belegt werden. Ich habe diesen Knopf aber inaktiviert, da ich meine Hand weiter vorne am Objektiv habe und so gar nicht wirklich an den Knopf komme. Doch lieber ein Knopf zu viel als zu wenig. Ich denke, längerfristig hätte ich sicher auch für diesen Knopf eine Funktion gefunden.

Was aus meiner Sicht hingegen eher überflüssig ist, ist das Display auf der Oberseite. Dieses kann unter anderem die Fokusdistanz, Brennweite oder Blende anzeigen. Da alles was ich wissen muss auch im Sucher angezeigt wird, habe ich aber eigentlich keinen Nutzen für das Display.

Abgesehen von diesem kleinen Detail gefällt mir das Objektiv aber sehr gut. Zusammen mit der Z9 macht das Objektiv einen äusserst robusten Eindruck. Der Schwerpunkt des Objektivs ist sehr nahe bei der Kamera, was das Fotografieren für mich recht angenehm gemacht hat.

Knöpfe und Fokus- und Zoomring des Nikon Z 70-200mm f/2.8.

Mit dem DISP-Knopf kann ausgewählt werden, was denn genau auf dem Display angezeigt werden soll. Für mich persönlich hatte dieses Display aber keinen wirklichen Nutzen.

Knöpfe und Fokus- und Zoomring des Nikon Z 70-200mm f/2.8.

Das Objektiv besitzt zwei Fn-Knöpfe welche mit den verschiedensten Funktionen belegt werden können. Vom L-Fn2 gibt es insgesamt 4 Stück rund um den Objektiv-Tubus herum.

Mein Fazit

Insgesamt gab das 70-200mm f/ 2.8 für den Z-Mount in meinen Tests eine äusserst gute Figur ab. Etwas anderes wäre allerdings ehrlich gesagt auch eine Überraschung gewesen und das die Bildqualität exzellent ist sollte für 3'000 Franken gegeben sein. Was mich eher überraschte waren die Resultate, welche ich mit dem Objektiv erzielen konnte. Gerade in den Bergen mit den Steinböcken war das 70-200mm ideal und ich hatte das Objektiv weitaus mehr an der Z9 als ich gedacht hätte. Den Look, den man mit Brennweiten zwischen 70 und 200mm erzeugen kann, unterscheidet sich stark von den üblichen Supertele-Bilder. Die Perspektive ist eine völlig andere und diese Abwechslung finde ich spannend. Das Objektiv ersetzt also in keiner Weise mein 500mm f/4, wäre in Zukunft aber ein durchaus interessanter Zuwachs zu meiner Ausrüstung.

Dies ist eigentlich so auch mein abschliessendes Fazit. Als Objektiv für die Tierfotografie wäre das Nikon Z 70-200mm 2.8 VR S sicher nicht meine erste Wahl bzw. meine Empfehlung. Begleitend zu einem Supertele ist das Objektiv aber auch für Wildlife eine sehr valide Option. Wer also bereits ein gutes Tele besitzt und nach Optionen schaut, seinen Bildstil in neue Richtungen zu entwickeln ist mit dem 70-200mm bestens aufgehoben.

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Nicolas Stettler

Weyernweg 27

2560 Nidau

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4.10.2023

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