Tier- und Naturfotografie im Engadin
Gegen Ende der Sommerferien war ich mit der Familie für 2 Wochen im Engadin. Trotz der generell eher geringen Aktivität der Tiere konnte ich einige Fotos machen, mit denen ich sehr zufrieden bin.
In der ersten Woche mieteten wir eine Ferienwohnung in Scuol. In der Nähe zum Nationalpark hoffte ich auf einige Tiere zu treffen. Doch auch im Nationalpark selbst war es den heissen Sommermonaten üblich eher ruhig. An den ersten Tagen blieb die Speicherkarte mehr oder weniger leer. Nur in der Nacht konnte ich immerhin die Milchstrasse relativ gut fotografieren. Der Mond ging allerdings im Verlauf der Woche immer später unter und um die Milchstrasse zu fotografieren wurde der Nachthimmel zu hell. Wie genau ich die Bilder aufnehme und bearbeite werde ich dann noch in einem separaten Blogartikel behandeln.
Während der Himmel zu Beginn der Woche oft wolkenlos war, wurde es im Verlauf der Woche immer bedeckter. Damit konnte ich aber auch am Mittag bei halbwegs gutem Licht fotografieren. Das erlaubte mir dann auch endlich die Murmeltiere zu fotografieren welche praktisch überall auf den Wanderungen von den Talhängen zu hören waren.
Im Nationalpark konnte ich die Murmeltiere nur auf der Alp la Schera recht gut fotografieren. An den anderen Orten, wo ebenfalls Murmeltiere gesehen werden konnten, waren diese jeweils zu weit weg. Ausserhalb des Nationalparks konnte ich mich den Murmeltieren auch etwas nähern und ich konnte nochmals einige gute Fotos machen. Ein Murmeltier fiel mir dabei besonders auf. Es hatte nämlich schiefe Zähne und diese schauten komisch aus dem Mund heraus.
1/800 | f/ 4 | ISO 250 | 500mm
1/640 | f/ 4 | ISO 180 | 500mm
1/800 | f/ 4 | ISO 320 | 500mm
Am Donnerstag zogen einige starke Gewitter über die Schweiz. Leider war die Blitzaktivität rund um Scuol aber nur gering und so konnte ich nur insgesamt 2 Blitze einfangen. Um die Blitze überhaupt zu belichten stellte ich die Kamera auf Zeitraffe mit einer möglichst langen Belichtungszeit. Damit die Blitze aber sichtbar werden kann erst bei fast völliger Dunkelheit mit langen Belichtungszeiten gearbeitet werden. Leider helfen dabei auch Graufilter am Tag nicht. Die fotografische Ausbeute war mit 2 guten Fotos aus 500 geschossenen nur recht gering. Immerhin war das Löschen der Fotos für einmal aber relativ einfach.
5s | f/ 11 | ISO 64 | 80mm
Auchs sonst war die landschaftliche Ausbeute etwas grösser. Neben dem Gewitter konnte ich auch einige gute Fotos der umliegenden Berge bei Sonnenuntergang machen. Dazu gingen wir auf ein Gondelbähnli welches jeden Freitag bis um halb 11 noch fuhr. Was eine super Möglichkeit für Fotografen!
1/25 | f/ 9 | ISO 64 | 400mm
In der 2 Woche ging es dann nach Samedan. Unterhalb des Flughafens wurde ungefähr 1970 ein wunderbares naturnahes Gebiet gebaut. Am ersten Tag dort schien aber die Sonne und obwohl ich einige junge Reiherenten recht gut fotografieren konnte, war ich mit den Fotos nicht so zufrieden. Die Sonne stand nämlich noch sehr hoch am Himmel und das Licht war einfach zu hart. Ein Kälteeinbruch in der Mitte der Woche erlaubte mir die Bewohner des Gravatschasees dann noch einmal bei etwas besserem Licht zu fotografieren. Die jungen Reiherenten waren zusammen mit ihrer Mutter noch immer am gleichen Ort und ich konnte sie auch an diesem Tag recht einfach fotografieren.
Neben den vielen Reiherenten, welche den See bewohnten, konnte ich auch einige Zwergtaucher beobachten. Eine Familie befand sich relativ nahe am Ufer. Die Jungen versteckten sich im Schilf während die Eltern im Minuten Takt Fisch anlieferten. Allerdings war es recht schwierig auf Augenhöhe mit den Zwergtauchern zu kommen und als ich endlich ein guter Spot gefunden habe begann es heftig zu regnen.
1/1000 | f/ 4 | ISO 250 | 500mm
Ich entschied mich aber am folgenden Tag noch einmal zu kommen und hoffte, dass das Wetter dann besser würde. Und tatsächlich war das Wetter beim dritten Versuch wesentlich besser. Es war windstill und die Wolken sorgten für durchgehend weiches Licht. Die Eltern waren so beschäftigt mit dem Füttern der Jungen, dass sie unbemerkt unzählige Male genau vor mir durchschwammen. Um Aber eine gute Perspektive zu erhalten musste ich aber meine Schuhe ausziehen und ins eiskalte Wasser stehen. Nach einigen Minuten gewöhnte ich mich ans kalte Wasser (oder meine Füsse waren bereits abgefroren). Nach wenigen Stunden hatte ich meine XQD-Karte bereits gefüllt und ich entschied mich nach Hause zu gehen. Doch gerade als ich aus dem Wasser steigen wollte, bemerkte ich, dass einer der Jungvögel einem Altvogel hinterherschwamm. Und zwar genau in meine Richtung! Zwar etwas entfernt wurde der Jungvogel genau vor mir vom Altvogel gefüttert, bevor dieser davon schwamm. Der Jungvogel schwamm vorerst noch etwas weiter nach, machte dann aber kehrt und schwamm, nur wenige Meter vor mir, zu seinen beiden Geschwistern zurück. Somit war auch die Reserve SD-Karte in der Kamera zu einem guten Teil gefüllt und ich entschied mich nun endlich nach Hause zu gehen. Erst als ich meine Füsse aus dem Wasser zog merkte ich, dass das Wasser doch recht kalt war….
Im hinteren Talbereich trafen wir auf eine grosse Anzahl an Steinschmätzern. Bei jedem Schritt flogen wieder ein Dutzend hinter irgendwelchen Steinen auf. Fotografieren konnte ich die vielen Steinschmätzer leider aber nicht. Dafür zeigte sich für eine kurze Zeit noch eine Klappergrasmücken-Familie.
1/500 | f/ 4 | ISO 180 | 500mm
Ein einziger schriller Pfiff liess mich sofort in den Himmel blicken. Dieser Pfiff eines Murmeltiers war ein Warnsignal für einen Luftangriff. Irgendwo musste sich also ein Greifvogel befinden. Zwar kein wirklicher Greifvogel, aber tatsächlich glitt dem Hang ein ausgewachsener Bartgeier entlang. Der Bartgeier befand sich aber sehr nahe Hintergrund. Ich realisierte, dass sich dieser auf dem Bild kaum abheben würde. So entschied ich mich das Risiko einzugehen und auf eine sehr langsame Belichtungszeit zu wechseln. Leider vergass ich dabei den VR-Modus auf Sport zu wechseln. Deshalb waren auf den meisten Fotos nur wenig zu erkennen. Auf einem Foto war der Bartgeier aber vollkommen scharf abgebildet. Der Hintergrund hingegen war schön verwischt.
1/30 | f/ 11 | ISO 110 | 500mm
Am nächsten Morgen ging es noch einmal zu den Zwergtaucher. In der Nacht klarte es stark auf weshalb es am Morgen dann bedeutend kälter war. Zusätzlich ging eine kalte Brise. Gerade als ich meine Ausrüstung wieder zusammenpacken wollte, hörte der Wind auf und das Wasser wurde spiegelglatt. Dadurch konnte ich die fütternden Zwergtaucher noch einmal recht gut fotografieren.
Auch am letzten Morgen konnte ich es mir nicht nehmen und ich musste noch ein weiteres Mal zu den Zwergtauchern. An diesem Morgen war es völlig windstill und über dem Wasser hing etwas Nebel. Es war kalt und die Zwergtaucher waren vorerst nur ab und zu im Schilf zu hören. Ich entschied mich deshalb die Reiherenten auf dem See zu fotografieren. Diese waren recht scheu und befanden sich grösstenteils in der Seemitte. Doch dass sie Reiherenten eher weit weg waren wurde in diesem Fall sogar zu einem Vorteil. Dadurch konnte ich mehr vom Nebel einfangen und die Reiherente war nur klein im Bild zu sehen. Um den schönen Verlauf vom Nebel in den dunklen Wald zu zeigen, entschied ich mich für ein Foto im Hochformat.
Der Nebel wurde allmählich etwas weniger und mittlerweile waren auch die Zwergtaucher wieder mit Füttern beschäftigt. Dieses Mal befanden sie sich aber etwas an einer anderen Stelle und so konnte ich auch die Jungen zusammen mit den Eltern fotografieren. Um auf Augenhöhe mit den Vögeln zu kommen musste ich zwar mehr oder weniger ins Wasser liegen, dass war mir aber trotz den Temperaturen mehr oder weniger egal. Vor Freude, dass ich endlich die Jungen bei der Fütterung vor der Linse hatte, merkte ich das im ersten Moment auch gar nicht.
1/640 | f/ 4 | ISO 1600 | 500mm
1/640 | f/ 4 | ISO 1800 | 500mm
1/500 | f/ 4 | ISO 800 | 500mm
Der Nebel war mittlerweile verschwunden und es machte sich wieder eine leichte Brise bemerkbar. Ich entschied mich deshalb die Kamera zu versorgen und zurück in die Ferienwohnung zu gehen.
Auf einer letzten Wanderung in den Bergen traf ich dann noch auf eine recht wenig scheue Murmeltierfamilie. Glücklicherweise bildeten sich einige Quellwolken und so konnte ich die Nagetiere bei recht weichem Licht fotografieren. Nachdem ich mit dem Tele einige Portraits gemacht hatte, wechselte ich auf mein Weitwinkel-Objektiv und wartete an einem der Eingänge in welches vorher eines der Tiere verschwunden war. Es dauerte nicht lange und eines der Murmeltiere blickte vorsichtig aus der Höhle hinaus. Zwar etwas misstrauisch verschwand es bei jeder minimalen Bewegung von mir wieder im Bau. Nur wenige Momente später, blickte es aber wieder aus der Höhle hinaus bis es schliesslich ganz aus dem Bau kam und sich an den Eingang setzte. Dieses wunderbare Erlebnis machte für ein gutes Ende für die 2 Wochen im Engadin.
1/4000 | f/ 1.4 | ISO 100 | 24mm
Trotz der fotografisch und ornithologisch gesehen eher langweiligen Zeit konnte ich wieder einige recht gute Fotos machen. Besonders mit den Fotos von den Zwergtauchern und den Murmeltieren bin ich mehr als zufrieden. Nun sind die Ferien aber vorbei und die Schule beginnt wieder. Neben der Schule bin ich nun am Schreiben der Maturaarbeit. In der nächsten Zeit werde ich deshalb eher weniger Zeit zum Fotografieren haben. Im angesichts der Tatsache, dass ich meine Kamera in den Service schicken muss und mein Lightroom-Katalog am Überquellen ist, ist das vielleicht gar nicht so schlecht…